Auf der Zielgeraden

„Mit Handbremse“ nach Ulan-Ude

Die Straße war ebenerdig. Nicht neu, dass sah man an den abgenutzen Markierungen, aber würde man sie auf eBay oder ReBuy verkaufen, wäre es ein „Neuwertig“. Ganz gerade war sie. Die Mitte leicht gewölbt, damit das Wasser des Regens ablaufen kann. Kein Flicken zu sehen. Von Schlaglöchern ganz zu schweigen. Ein Kunstwerk in Grau. Poröse Oberfläche, gebaut, um täglich Hunderte Tonnen an Last zu tragen. So rollte der Polo entspannt einer Ruhepause für das geschundene Fahwerk entgegen.

…und dann sahen wir sie. Mit Camping-Tischchen, Stühlen, thailändischem Tiger-Bier und einem nach Hilfe rufenden Schriftstück am Straßenrand stehend, von einem Schraubenschlüsse vor dem Umkippen gestützt… Team „Yurtin‘ 4 a Squirtin‚“ war liegengeblieben.
Ein kurzer Seufzer ging durch den Inneraum und Blinker setzend näherten wir uns den beiden Jungs und dem Mädel, welches wir bisher nur von Social Media kannten.
Etwa 50 km vor Ulaanbaatar (die zwei Tage entfernte Hauptstadt der Mongolei) hatte die Zylinderkopfdichtung aufgegeben, was dem Antrieb des Suzuki Swift den Dolchstoß versetzte. Sie schafften es zwar, sich und das Auto aus der Mongolei zu befördern, saßen nun aber in Russland fest.
Wir verabschiedeten uns von dem japanisch-kanadischen Motorradfahrer, ebenso wie von der Vorstellung, endlich einmal ausgeruht und pünktlich anzukommen und schnallten das Fremd-Kfz hinter den Raketen-Polo, welcher wieder einmal sein Können unter Beweis zu stellen hatte. Diesmal ging es um die Zugfestigkeit der Heckschürze, sowie der Umsetzung des 45-PS-Triebwerks auf die Straße. Die 145er Rennbereifung fraß sich förmlich in die eingangs blumig erwähnte Fahrbahndecke und so tuckerten wir der Ziellinie in 232km Entfernung entgegen – oft im ersten Gang bergauf.

Ähnlich wie schon an der armenisch-iranischen Grenze wechselte auch hier die Vegetation recht abrupt, wenn auch noch ca. 100 km südlich der aktuellen Grenze in der Mongolei.
Dennoch fuhren wir durch dichteste Wälder auf nahezu perfekter Straße. Wenn auch öfter mal im ersten Gang des geflickte Getriebes, welches gerne mal den Motor übertönte. Die Fenster wurden heruntergekurbelt und die Heizung aufgedreht, um der steigenden Temperatur des Motors Herr zu werden.

Wir haben es geschafft!!!

Schlussendlich erreichten wir Ulan-Ude und lieferten das Team an der Ziellinie ab. Danach ging es ins Hotel zum Umziehen und anschließendem Überqueren des Fotomotivs, was das offizielle Ende der Rally bedeutete.
Wir hatten Glück und bei unserer Ankuft feierten sich einige Teams selbst und gegenseitig, sodass wir direkt durchfahren und uns auf das Podest stellen konnten.
Fahnen wurden geschwenkt, Rauchbomben gezündet und die umstehenden Teams applaudierten. Auch gab es einen Willkommensschal – ein IMHO Buddhistischer Brauch, bei dem dem Gast zur Begrüßung ein Schal umgehängt wird.

Und dann diese Leere…

Das war’s. Aus, aus, es ist aus. Team teilzeitabenteurer.de hat die Mongol Rally 2019 geschafft.
Auf 4.655 m üNN Schnappatmung gehabt. Schon beim Start einmal vom Sommergewitter überrascht worden. > 50 °C im Auto. Die Hand aus dem heruntergekurbelten Fenster fühlte sich an wie der Griff in einen Ofen mit Umluft. Unzählige Wasserflaschen getrunken. Sieben Wochen im Auto gelebt. Steine nach Afghanistan geworfen. Mehrer Kilogramm an Staub eingeatmet. In Turkmenistan mit der lokalen StaSi aneinandergeraten. Alte Freunde wieder getroffen. Neue Freunde gewonnen.
18.697 km Schweiß, Blut und Öl. Wie oft war es eklig, schmutzig, stinkend, laut, staubig, rußig, klebrig, glitschig …
Nicht selten wurde nach dem Warum gefragt. Manches Mal eine kürzere Route in Erwägung gezogen. Nächte verflucht. Bitterlich und Zähne klappernd gefrohren. Hotels mürrisch verlassen.
Es war die Hölle… und ich werde jede Minute davon vermissen.

Vorwärts immer…

Doch nun? Da steht man also. Fein rausgeputzt auf einem Podest. Und weiß gar nicht so recht, was man machen soll. Schließlich lebte man ja quasi nur für den Vortrieb…

Ach was soll’s.

WIR FAHREN DEN POLO DURCH RUSSLAND ZURÜCK!

Nach der Feier ist vor der Feier

Wir standen noch ein wenig mit den Teams zusammen und es wurden noch einige Fotos und Dronenbilder geschossen. Dazu erzählte man sich die absurdesten Geschichten der Reise. Auch musste noch ein wenig Papierkram erledigt werden, war es doch eine offizielle Rally und der Veranstalter war interessiert an dem Verbleib des Kfz.
In großer Runde wurde entschieden, dass wir alle gemeinsam in den örtlichen Irish Pub gehen und das Bestehen der Mongol Rally weiterfeiern wollten. Wir ließen den Polo an der bewachten Ziellinie zurück, schnappten uns ein Taxi und brausten in die Innenstadt, in der noch eine beeindruckend große Lenin-Büste den Marktplatz schmückte. Als Erste im Pub angekommen, stärkten wir uns mit einer interessanten Mischung aus irischer und russicher Fastfood-Küche und gesellten uns zu den anderen, eintrudelnden Teams.

Dem eher unglücklichen Umstand, ein anderes Team 232 km abgeschleppt zu haben, folgte die Ausschüttung von Karmapunkten und es gelang uns, dem Team einen Gefallen abzuringen, sodass Mesi zu Mitternacht noch seinen Geburtstagskuchen erhielt.
Mit lautem Happy-Birthday-Gesang, der zuvor heimlich im Gewühl instruierten Rally Teams, wurde der neue Tag eingeläutet…

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Essen in Pjöngjang und dann nach Russland

Einmal Pjöngjang und zurück

Schon vor der Ankunft in Ulaanbaatar lasen wir von einem nordkoreanischen Resraurant – dem „Pjöngjang“ – was selbstverständlich unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir fuhren also den Polo heim und suchten uns ein Taxi. Es scheint in der Mongolei keine regulären Taxis zu geben – warum auch, wenn es nur eine einzige, wirkliche Stadt gibt?! Wir stellten uns also an die Straße und taten das, was auch die Locals machen, wenn sie eine Mitfahrgelegenheit suchten; wir deuteten mit dem Zeigefinger der fast komplett geöffneten Hand auf den Boden. Und siehe da. Nach wenigen Sekunden hielt auch ein Auto an. Per Google Maps wurde das Wunschziel erklärt und daraufhin ein Preis festgesetzt. Anschließend reihten wir uns im scheinbar permanent schlimmen Stau der Stadt ein und schlichen, laute Musik aus dem Radio bollernd, durch den Abend. Zwischendurch fiel uns noch auf, dass es drei verschiedene Adressen zu dem gleichen Restaurant zu geben schien. Oder war es doch eine Kette? Wir fanden dennoch unser angepeiltes Ziel und standen zuerst vor einem Bürokomplex. Den richtigen Eingang findend fuhren wir selbstsicher ins 16. und damit höchste Stockwerk, um dann doch noch eine Etage zurück nach unten zu müssen.
Es erwartete uns ein Atrium mit großem Gastraum in der Mitte, umsäumt von einem balkonartigen Umlauf (im 16. OG). Hängepflanzen säumten die sonst eher kalt wirkenden Betonpfeiler und die Garderobenständer aus Holz wurden durch künstliches Vogelgezwitscher umrundet. Dazu lag noch etwas Propagandamaterial aus, in welcher der „große, ewige, beste, tollste Führer“ bei verschiedenen Tätigkeiten abgelichtet und die Akitivitäten blumigst umschrieben wurden.
Freundlich wurden wir von drei Kellnerinnen und einer vermeintlichen Bar-Cheffin begrüßt. Das zuvor angelesene bewahrheitete sich und so wurden wir direkt gebeten, keinerlei Bilder zu machen (die wenigen, die wir dennoch schafften zu schießen, sind angehängt). Der gesamte Raum war mit Kameras ausgeleuchtet und die Bedienungen trugen alle Funkgeräte mit Ohrsteckern. Die Karte war glücklicherweise bebildert und wir konnten mit Hand und Fuß ein paar Gerichte und sogar original nordkoreanisches Bier bestellen.
Das Bier war nicht außergewöhnlich gut, aber dafür ganz schön teuer.
Das Essen wiederum war sehr lecker und kam z.T. auf einem heißen Kiesbett auf einer heißen Platte.
Wir blieben, bis das Restaurant schloss und fuhren von Eindrücken des Tages überwältigt schweigend heim, wo wir schnell ins Bett krabbelten.

Auf nach Russland – aber vorher zum Markt

Die Straße nach Darchan (der mit knapp unter 100.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt der Mongolei nach Ulaanbaatar!) soll lt. vorangefahrenen Rally-Teams schlecht sein und so planten wir direkt eine Zweitagesetappe für die gerade einmal knapp 500 km lange Strecke.
Somit blieb noch Zeit, um über den Markt zu schlendern, welcher am Vortag verschlossen war. (In Ulaanbaatar haben scheinbar alle Geschäfte unterschiedliche Ruhetage.)
Wir wollten noch ein paar Souveniers kaufen und ließen uns vom Gewühl treiben. Schnell fiel eine klare Trennung der Stände in Grüppchen nach Spezialisierung. So starteten die Stände mit Rucksäcken und Taschen, gefolgt von Pullovern und Jeans. Danach kam ein kleiner Bereich mit Fellen, der in einen Teil für Leder überging. Hier wurden wir von einem ganz offensichtlich fünfjährigen Mädchen in perfektem Deutsch angesprochen, das uns mitteilteilte, dass sie eben heute ihren fünften Geburtstag feierte. Irritiert nach Wochen der sprachlichen Isolation von einem asiatischen Kind auf einem riesigen Markt angesprochen zu werden, stotterten wir Glückwünsche, woraufhin die Kleine sich lächelnd verabschiedete und zu ihrem Vater trottete…
Wir erreichten die Stände mit „Antiquitäten“ und anderem Kram vom Grabbeltisch und mussten feststellen, dass gewisse Swastika noch Verbreitung in der Mongolei finden. Diese fanden Verwendung in Decken, Zäunen, Sätteln, Schmuck, Ansteckern und sogar offensichtlichen Tattoos am Hals. Darüber hinaus sahen wir eine beträchtlich Anzahl an Büsten ehemaliger Diktatoren – auch aus Deutscher Vergangenheit – welche feilgeboten wurden.
Das Ganze dann zwischen buddhistischen Gebetsmühlen, Instrumenten aus Tierschädeln und Rasenmähern. Ein wirrer Mix.
Nur zu Essen gab es nichts, weswegen wir uns zum Abschluss mit etwas Квас begnügten.

Die Straße aus der Hölle!

Wir machten uns auf den Weg gen Norden und mussten den vorangefahrenen Teams beipflichten, dass die Strecke (um nicht mehr von „Straße“ zu sprechen) wirklich schlecht war. Die eigentliche Autobahn wurde renoviert und war gesperrt. Daneben hat man mit zum Teil ausufernden Schleifen eine Mischung aus Abraum, Fels, Kies und Beton zu einer fahrbahnähnlichen Formation erschaffen, über die man nun für ca. 200 km bis nach Darchan hüpft. An ein Fahren jehnseits der 20 km/h war nicht zu denken. Selten wurde der zweite Gang genutzt. Und irgendwann machten wir es wie die Mongolen und fuhren einfach über die Wiesen neben der Behelfsstraße. Soweit es ging jedenfalls. Das nötig Auf- und Abfahren gestaltete sich mitunter als schwierig, da es immer wieder mehr oder weniger natürliche Gräben gab, die ein Überqueren erschwerten oder unmöglich machten.
Wir verloren immer mehr an Zeit und waren nach ein paar Stunden im absoluten Nichts der Mongolei zwischen Baustelle, Horror-Straße, Feldweg und Gräben. Unsere kleinen Scheinwerfer leuchteten die Fahrtrichtung nur mäßig aus und so schleppten wir uns zum Teil im Schrittempo durch die Steppe.
Nach ca. 8 Stunden für knappe 280 km erreichten wir dann ohne Reservierung Darchen, fanden glücklicherweise eine billige Unterkunft („No breakfast! Cook sick!“) und fielen gerädert in die dreckige Bettwäsche.
Wir kürten diesen Abschnitt der Strecke zum schlechtesten der gesamten Rally!

Nach unentspannten 4 Stunden Schlaf ging es weiter zur Grenze. Die Straße war wieder auf deutschem Dorfstraßen-Niveau und wir erschraken über die sich schnell umdrehenden Rädchen des Kilometerzählers. An der Grenze angekommen, war der mongolische Teil der Ausreise wieder problemlos und nach fünf Stempeln und drei Unterschriften waren wir im Niemandsland. Wir trafen einen Japaner mit kanadischem Pass, welcher eine der Mongol Rally ähnliche Strecke von England nach Wladiwostok fuhr. Er traf bereits auf mehrere Teams und fuhr ebenfalls extrem schlechte Straßen. Mit ihm redend verging die sinnfreie Wartezeit am Einlass zur Russischen Grenze wie im Flug und so wurden wir auch gefühlt recht zeitnah kontrolliert. Die Visa waren i.O. und die Formalitäten für das temporäre Importieren des Pracht-Polos verlief ebenfalls zügig. Nur bei der Kontrolle der Reiseapotheke wurde diesmal mehr Wert gelegt und so mussten wir jede Tablettenpackung erklären. (Was natürlich kompletter Quatsch ist, eine durchsichtige Apothekenverpackung zu durchleuchten, 3 m³ Gepäck, Aluminiumkisten und Innenraum zu ignorieren.) Selbstverständlich war alles legal und wir durften einreisen.

Auf Wiedersehen Iran – Hallo Turkmenistan …na ja, also fast

Der Iran

Unsere Zeit im Iran neigt sich dem Ende. Es ist ein wundervolles Land, das ich zumindest noch einmal besuchen möchte. Die Gastfreundschaft und grundsätzliche Höflichkeit sind unbeschreiblich.

Die Leute winken im Auto, Imame heißen uns willkommen auf der Straße, Kinder laufen uns lachend hinterher, viele Menschen machen Videos oder Fotos von uns und dann gibt es immer wieder Süßigkeiten oder Obst als kleine Gastgeschenke. Im Stau, auf der Landstraße (fahrend!), im Museum oder sogar in der örtlichen Postfiliale!

Die Währung ist aktuell ziemlich kaputt, was uns in Verbindung mit einem guten Wechselkurs und scheinbar massiv subventioniertem Sprit eine Tankfüllung von <4,00€ ermöglicht – ja, vier Euro. 🙂

 

Die Hotels sind einfach bis pompös und entsprechen vielerorts westlichem Standard, bzw. lehnen sich daran an. Hier und da gib es Ausnahmen. Aber dazu später mehr.

Das Essen ist meist einfach aber im Schnitt überaus lecker. Safran-Reis sollte man mal probiert haben. Er wird u.a. mit einem ordentlichen Klacks Butter serviert.

Die „Staatlich verordnete Religion“ kann man nicht übersehen, jedoch wird weder sie noch der „Heldenkult“ um die Ajatollahs wie erwartet übertrieben. Da sind bspw. die Kubaner um Fidel Castro um ein Vielfaches aggressiver im Umgang mit Bildern, Statuen und Denkmälern.

 

Damghan

Die Strecke von Yazd nach Ashgabat (TM) wäre zu lang gewesen. Daher legten wir eine Nacht in Damghan ein. Eine Kleinstadt im Norden Irans.

Hier ergab sich das immer gleiche Schauspiel;

– Das Zimmer war vor Ort 15$ günstiger als im Internet

– Der Rezeptionist ist großer Deutschland-Fan und möchte dort arbeiten/studieren

– Wir bekommen einen Extra-Discount

– Es werden Instagram-Profile und ggf. Rufnummern für Whatsapp ausgetauscht

– Entweder es gibt ein Überangebot von Restaurants oder alle sind geschlossen (Letzteres in Damghan)

– Auf der fußläufigen Suche nach Abendessen, werden wir unzählige Male begrüßt

– Im Restaurant spricht niemand Englisch (oder etwas anderes außer Farsi)

– Austausch von Instagram, Selfies mit den Deutschen

…es gibt Schlimmeres… 😉

 

Auf dem Weg zur Grenze

Die Fahrt von Damghan nach Bajgiran (unserer gewählten Grenzstadt) hätte ereignislos werden sollen, hätten wir nicht in Sabzevar (link: https://maps.app.goo.gl/BZSQJKRfsbFMUkj26) einen Zwischenstopp zum Mittagessen eingelegt…

Nach kurzer Orientierung für ein Restaurant, lotste mich Caius zu einem an der Hauptstraße liegenden Glasbau. Nach Betreten dieser mit Leuchtreklame beworbenen Küche, standen wir in einem ca. 300 qm großen Raum voller Menschen, die aßen.

Wir gingen zur Platzanweiserin am Tresen (eine Normalität hier) und wurden freundlich in eine kleine, entfernte Ecke des Raumes gebeten.

Kurze Zeit später standen zwei Männer in Hemd/Anzug vor uns und fragten nach Herkunft und möglichen Sprachen. Wir spulten unsere seit Wochen geübten Antworten ab und ernteten zustimmendes Nicken.

Kurze Zeit später wurden wir gebeten, doch der nebenan stattfindenden „Zeremonie“ beizuwohnen und uns in die große Gruppe zu setzen. Schnell wurde ein englischsprachiger Junge herausgefischt, der fortan als Übersetzer Farsi-Englisch dienen sollte. Und schnell wurde klar… Wir wurden gerade zu einem Leichenschmaus eingeladen! Der Großvater des Jungen wurde beerdigt und die komplette Familie mit 5 Brüdern und 4 Tanten des Verstorbenen, inkl. Anhang und Freunden war zugegen.

Auf mehrmalige Nachfrage war es jedoch wirklich eine Ehre für die Verwandten, uns dabei zu haben und keinesfalls Pflicht. So aßen und unterhielten uns für eine Weile mit ein paar Leuten am Tisch. Nach dem letzten Gebet als Abschluss des offiziellen Teils löste sich die Trauergemeinschaft auf und auch wir setzten unsere Reise nach Übermittlung unseres Beileids an die Familie fort.

 

Die Grenze nach Turkmenistan

Auf der letzten Teilstrecke der Fahrt nach Bajgiran fiel uns auf, dass die kleine Grenzstadt evtl. nicht 24/7 geöffnet haben könnte. Das mobile Internet bestätigte dies und lies zudem noch Schlimmeres erahnen – muslimisches Wochenende. Besorgt über eine evtl. zweitägige Zwangspause fuhren wir die letzten 100 km durch malerische Berge auf immer noch recht guten Straßen.

Dabei überholten wir einen Skoda mit chinesischem Kennzeichen am Straßenrand, der uns kurze Zeit später wieder ein- und überholte. An der (geschlossenen) Grenze erreichten wir ihn wieder und es stellte sich heraus, dass die chinesische Familie mit zwei Kindern seit Oktober 2018 durch Europa fährt. Knapp über 54.000 km haben sie zurückgelegt und waren nur für einen Feiertag zurück nach China geflogen. Ihren Caravan, den sie anfänglich dabeihatten, mussten sie in Weißrussland zurücklassen, da in der Zeit ihrer Abwesenheit (ca. drei Monate) das Chassis vergammelt war.

Da die Grenze um 8 Uhr des Folgetages öffnen sollte, entschieden wir uns für eine Pension (Guest House) in Stadtrandnähe.

 

Das House on Haunted Hill (link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Haunted_Hill), wie ich es nannte, ist ein seit Jahren verlassenes Hotel mit weißem Marmor, großzügiger Eingangshalle, Balkonen, ehem. Klimaanlage und ca. 20 Zimmern.

Nur leider wurde seit Jahren nichts mehr darin gemacht, sodass es einfach nur ein großes, verlassenes Gebäude ist. Mit Betten, und einem Hotelier, und manchmal fließendem Wasser, und ab und zu Strom, und gegen Bezahlung.

 

Bajgrian (link: Bājgirān https://maps.app.goo.gl/Fa9LcWQTir1FYGie9) war scheinbar einst wichtiger Umschlagplatz zwischen Turkmenistan und dem Iran. Nachdem die turkmenische Regierung den Handelsverkehr auf Mashad und die Grenze am Kaspischen Meer umlegte, ist die Stadt quasi tot. (Quelle: Grenzbeamter, den wir gestern Abend trafen) Eine Geisterstadt im Nichts.

Apropos Nichts; zwischen der Grenze und dem Zoll liegen ca. 25 km Niemandsland, welche für Fußgänger mit Kleinbussen betrieben werden.

(Quelle (Englisch): https://www.lonelyplanet.com/iran/bajgiran/practical-information/transport/getting-there-and-away/6aa64966-8907-4fdc-bb6e-a6a0fa454ca4/a/nar/6aa64966-8907-4fdc-bb6e-a6a0fa454ca4/1298489)

 

Wir brechen jetzt auf. Es bleibt spannend und vermutlich auch internetfrei…

 

Turkmenistan in einer Nussschale

 

Hier ein Link mit einer recht treffenden Zusammenfassung der aktuellen Lage in Turkmenistan:

 

Hier in etwas kürzer:

 

Yazd – Ein Märchen aus 1001 Nacht

Unser Tour-Guide in Isfahan empfahl uns eine Pension in Yazd, welche wir gerne annahmen. Wir verließen Isfahan aufgrund der wundervollen Tour erst um 16 Uhr, was uns zwar eine Fahrt im Dunkeln bescherte, jedoch diesmal die Innenraumtemperaturen unter 50°C ließ. Zudem war die Straße wirklich gut ausgebaut, sodass wir eine lange, aber angenehme Fahrt hatten.

Die Region ist geprägt von der Lut Wüste. „Die Wüste ist einer der heißesten Orte der Erde. Eine Bodenmessung im Sommer per Satellit ergab 70,7 °C. Eine wissenschaftliche Expedition konnte sogar noch eine heißere Temperatur von 78,2 °C messen.“

(Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wüsten_Afghanistans_und_Irans)

Isfahan – im Hostel mit Rally-Teams, dazu ein Super-Touristen-Guide

Aus Teheran kamen wir mit etwas Verzögerung los, sodass wir Isfahan recht spät erreichten.
Auch hier nahmen wir eine Empfehlung aus der Whatsapp-Gruppe der Rally an und wieder fuhren wir zum falschen Hotel…
aber wir blieben bei unserer Wahl und checkten in ein wundervolles, wenngleich arg verstecktes, Hostel ein.

Am Tag danach wollten wir nur kurz 2-3 Stunden die Stadt anschauen, liefen dann jedoch einem sehr netten Stadtführer in die Arme, der uns fast alle Sehenswürdigkeiten und viel Geduld zeigte. So besuchten wir den Palast, ein paar Moscheen, eine armenische Kathedrale(!) und gingen zum Schluss noch kurz essen.

 

Teheran – ein Abend bei Freunden in einem unbekannten Land

Die Straße nach Teheran war gut ausgebaut und wir waren recht schnell in der Hauptstadt.
Eigentlich hatten wir uns ein kleines Hotel zwischen Zentrum und „Nordstadt“ herausgesucht. Leider hatten wir uns im Navi vertippt, sodass wir in einem 5-Sterne Grand-Hotel mit Valetparking den Motor ausstellten.
Auf der Suche nach Internet, um die richtige Adresse zu finden, gingen wir in die Lobby. Nach kurzem Check im Internet war das Prunkhotel kaum teurer, als das gesuchte. Fünf Minuten später waren wir im 11. Stock mit Blick auf die Stadt im Dunkeln. Das Gepäck wurde aufs Zimmer gebracht und der Polo wurde im Schatten geparkt.
Ein alkoholfreies Bier später waren wir im Bett, um ausgeruht für Teheran zu sein.

Wir besuchten Moscheen, einen Schrein und den alten Bazaar.
Abends trafen wir uns mit einem Freund von Caius ehem. Mitbewohnerin, der extra für uns nach Teheran kam und mit dem wir einen wundervollen Abend hatten.
Nach Besuch der „Nature bridge“ und einem schönen Spaziergang über eine „Street-Food-Zeile“ fielen wir nach einem Besuch der Sky-Lounge satt und fußlahm in unsere Queensize-Betten.

 

Täbriz – spät angekommen, früh los

Der Abend nach Ankunft

Wir checkten in ein durch andere Rally-Teams empfohlenes Guesthouse an und gingen noch kurz um die Ecke, etwas essen. Max begleitete uns – ins Hotel und zum Essen. Was für ein witziger Typ, der es schafft zu überleben, indem er Iranern mit „Zeichensprache“ seine Wünsche erklärt, während er dazu die chinesischen Begriffe nennt.

Der nächste Morgen – kurzes Sightseeing

Nachdem wir auscheckten, Geld tauschten, das Auto packten und – natürlich – Max trafen, gingen wir durch die Stadt spazieren zum Bazar.

Der Iran – das Abenteuer beginnt

Die iranische Grenze

Wie hatten the Adventurists es doch so treffend formuliert: „Unser Leben ist überreguliert. Daher suchen und brauchen wir das Abenteuer und stürzen uns lachend ins Ungewisse!

Und genau dieses Chaos… ehm… Abenteuer beginnt genau hier.
Fehlende Pfeile, unstimmige Berichte, panische Bitten, sich in Krisenvorsorgelisten einzutragen, großkalibrige Sturmgewehre russischer Bauart, Wachtürme mit einer Menge Stacheldraht und fehlende Englischkenntnisse…

Kurzum: alles Blödsinn.

Nachdem wir Armenien verlassen durften, den letzten Stempel im Pass hatten und ein Grenzer mit unglaublich viel Gold auf der Schulter sich über unsere Hupe amüsierte, ging es direkt auf den Grenzfluss.
Alle Lkw-Fahrer winkten uns in der kilometerlangen Schlange vor bis zum Schlagbaum. Dort kurz Pässe gezeigt und freundlich weitergebeten. Auto geparkt und wieder Passkontrolle und die Einweisung zur tatsächlichen Grenze. Noch einmal Pass und Visum vorgezeigt. Stempel erhalten und… huch… jetzt sind wir im Iran. Leider steht das Auto noch im Niemandsland – das war zu einfach.
Also wieder Rolle rückwärts, mit einem Nicken durch die Kontrollen und ab zum Auto. Wieder Pässe gezeigt und dank eines netten Iraners einen Übersetzer bekommen, da die Militärs kein Englisch sprachen. Die Jungs kamen ihrem Job auch exzellent nach, schauten finster und hielten mir ein privates Handy unter die Nase aus dem unentwegt „why you here“ mit Googles Stimme quäkte… meine Erklärungen blieben fruchtlos. Also ließ man mich einfach gehen. yaaaaay.

Auto in den Iran gefahren und den Zoll gesucht. Hier war der erste und bisher einzige Arsch im Iran! Vor ihm stehend und ihn begrüßend und meinen Wunsch der Einfuhr des Raketen-Polos unter Zuhilfenahme des Carnet de Passage wurden zuerst ignoriert und dann mit einem lauten und barschen „sit down“ abgewiesen.
30 min später fand Caius mich, der solange auf den Polo aufpasste.
Noch ein Versuch. Komplette Ignoranz und durch und beide durchgeschaut, bis Caius immer und immer wieder fragte, wie wir das Auto einführen könnten. Die Antwort des Zöllners in Zivil: copy
Tjoa… hatten wir ja alles vorbereitet. Interessierte ihn aber nicht. Also wieder zurück zum Auto und ein paar andere wahllose Menschen gefragt. Bis ein sehr netter, älterer Herr in einem Häuschen sich erbarmte und kurz die Papiere prüfte, gegenzeichnete, abstempelte und uns eine gute Fahrt wünschte.
Andere hatten weniger glück, so trafen wir einen chinesischen Touristen, welcher in Armenien wohnt und einen Freund in Teheran besuchen wollte. Leider hatte er keinen Carnet und es war islamisches Wochenende. So musste er zwei volle Tage warten, um sein Auto einführen zu dürfen. Wir kamen via Google-Translate ins Gespräch und boten Max an, ihn bis nach Täbriz mitzunehmen, wo er zwei Tage verbringen und danach sein Auto abholen wollte.
(Diese Zeilen schreibe ich gerade nahe der Wüste Lut und mir fällt jetzt gerad auf: Wollte der Zöllner vielleicht einfach nur geschmiert werden?!)

Die Fahrt war unentspannt und lang, was nicht an unserem Gast, sondern vielmehr an den kleinen Straßen lag und der Abwesenheit einer Versicherung. Diese kann man normalerweise direkt an der Grenze erwerben – nur nicht am Wochenende.
Zudem hatten wir kein Geld gewechselt und die Tanknadel neigte sich dem roten Bereich zu.

Glücklicherweise sprach unser neuer Kumpel fast genauso schlecht Englisch wie die lokale Dorfbevölkerung, sodass ein interessantes Gespräch mit Hand und Fuß entstand, was z.t. besser funktionierte, als unsere englischen Erklärungen. Zudem hatte Max Bargeld dabei und sponsorte unsere erste Tankfüllung.
Nach viermal nachrechnen brach große Freude aus… eine Polo-Tankfüllung iHv 35 Litern kostete knappe 3,00€ – ja, genau, DREI EURO!!!
So machten wir uns vorfreudig auf den Weg nach Täbriz und arbeiteten uns Dorf für Dorf vor auf der Suche nach einer Versicherung.

Auf dem Weg zur iranischen Grenze

Von Jerewan ging es nun früh Richtung Iran. Die Idee war, nicht zu nah an die Türkei, Aserbaidschan oder Nachivan zu kommen… aber es gab auch nur eine einzige „Straße“ Richtung Süden… diese wurde nicht nur massiv schlecht, wurde von Pferden, bzw. deren Reitern, genutzt, sondern war dazu auch noch massiv Tankstellenarm, was uns zum Kreativtanken bei Tatev zwang.

Jerewan – Wiedersehensfreude und Gefühlschaos

Vor einigen Jahren waren Mesi und ich im Spontanurlaub in Ägypten – einer der schlimmsten Urlaube ever.
Jedoch trafen wir neben ein paar Ukrainern auch noch vier wirklich nette Jungs aus Jerewan. Nachdem ich die Jungs zusammen mit Nessi Ende 2017 schon einmal besuchte, haben wir uns natürlich frühzeitig angemeldet und hatten einen wundervollen, gemeinsamen Abend in Jerewan.

(Sightseeing in Jerewan, inkl. Mahnmal über den Genozid an den Armeniern)

 

Das Wiedersehen war wie erwartet überaus herzlich und feuchtfröhlich. Die Küche in Armenien ist vielseitig, reichhaltig und lecker. Das „Restaurant“ außerhalb der Stadt bestand aus einem Areal mit verschiedenen, einzelnen Hütten/Überdachungen, in denen man als Gruppe alleine einen schönen Abend verbringen kann.
Dazu gab es einen „Dashbutton“, mit dem man die Bedienung herbeirufen konnte.

 

Leider gibt es auch traurige Meldungen

Wie viele bemerkt haben, hängen wir etwas hinterher mit dem Blog. Das kommt vor allem daher, dass Mesi aus familiären Gründen kurzfristig heimfliegen musste.
Wir hatten drei Krisensitzungen und es wurde einstimmig entschieden, zwei Extratage in Jerewan einzulegen und Mesi morgens um 2 Uhr zum Flughafen zu bringen.
Von dort aus brachen Caius und Tobi dann leider alleine Richtung Iran auf.