Auf Wiedersehen Iran – Hallo Turkmenistan …na ja, also fast

Der Iran

Unsere Zeit im Iran neigt sich dem Ende. Es ist ein wundervolles Land, das ich zumindest noch einmal besuchen möchte. Die Gastfreundschaft und grundsätzliche Höflichkeit sind unbeschreiblich.

Die Leute winken im Auto, Imame heißen uns willkommen auf der Straße, Kinder laufen uns lachend hinterher, viele Menschen machen Videos oder Fotos von uns und dann gibt es immer wieder Süßigkeiten oder Obst als kleine Gastgeschenke. Im Stau, auf der Landstraße (fahrend!), im Museum oder sogar in der örtlichen Postfiliale!

Die Währung ist aktuell ziemlich kaputt, was uns in Verbindung mit einem guten Wechselkurs und scheinbar massiv subventioniertem Sprit eine Tankfüllung von <4,00€ ermöglicht – ja, vier Euro. 🙂

 

Die Hotels sind einfach bis pompös und entsprechen vielerorts westlichem Standard, bzw. lehnen sich daran an. Hier und da gib es Ausnahmen. Aber dazu später mehr.

Das Essen ist meist einfach aber im Schnitt überaus lecker. Safran-Reis sollte man mal probiert haben. Er wird u.a. mit einem ordentlichen Klacks Butter serviert.

Die „Staatlich verordnete Religion“ kann man nicht übersehen, jedoch wird weder sie noch der „Heldenkult“ um die Ajatollahs wie erwartet übertrieben. Da sind bspw. die Kubaner um Fidel Castro um ein Vielfaches aggressiver im Umgang mit Bildern, Statuen und Denkmälern.

 

Damghan

Die Strecke von Yazd nach Ashgabat (TM) wäre zu lang gewesen. Daher legten wir eine Nacht in Damghan ein. Eine Kleinstadt im Norden Irans.

Hier ergab sich das immer gleiche Schauspiel;

– Das Zimmer war vor Ort 15$ günstiger als im Internet

– Der Rezeptionist ist großer Deutschland-Fan und möchte dort arbeiten/studieren

– Wir bekommen einen Extra-Discount

– Es werden Instagram-Profile und ggf. Rufnummern für Whatsapp ausgetauscht

– Entweder es gibt ein Überangebot von Restaurants oder alle sind geschlossen (Letzteres in Damghan)

– Auf der fußläufigen Suche nach Abendessen, werden wir unzählige Male begrüßt

– Im Restaurant spricht niemand Englisch (oder etwas anderes außer Farsi)

– Austausch von Instagram, Selfies mit den Deutschen

…es gibt Schlimmeres… 😉

 

Auf dem Weg zur Grenze

Die Fahrt von Damghan nach Bajgiran (unserer gewählten Grenzstadt) hätte ereignislos werden sollen, hätten wir nicht in Sabzevar (link: https://maps.app.goo.gl/BZSQJKRfsbFMUkj26) einen Zwischenstopp zum Mittagessen eingelegt…

Nach kurzer Orientierung für ein Restaurant, lotste mich Caius zu einem an der Hauptstraße liegenden Glasbau. Nach Betreten dieser mit Leuchtreklame beworbenen Küche, standen wir in einem ca. 300 qm großen Raum voller Menschen, die aßen.

Wir gingen zur Platzanweiserin am Tresen (eine Normalität hier) und wurden freundlich in eine kleine, entfernte Ecke des Raumes gebeten.

Kurze Zeit später standen zwei Männer in Hemd/Anzug vor uns und fragten nach Herkunft und möglichen Sprachen. Wir spulten unsere seit Wochen geübten Antworten ab und ernteten zustimmendes Nicken.

Kurze Zeit später wurden wir gebeten, doch der nebenan stattfindenden „Zeremonie“ beizuwohnen und uns in die große Gruppe zu setzen. Schnell wurde ein englischsprachiger Junge herausgefischt, der fortan als Übersetzer Farsi-Englisch dienen sollte. Und schnell wurde klar… Wir wurden gerade zu einem Leichenschmaus eingeladen! Der Großvater des Jungen wurde beerdigt und die komplette Familie mit 5 Brüdern und 4 Tanten des Verstorbenen, inkl. Anhang und Freunden war zugegen.

Auf mehrmalige Nachfrage war es jedoch wirklich eine Ehre für die Verwandten, uns dabei zu haben und keinesfalls Pflicht. So aßen und unterhielten uns für eine Weile mit ein paar Leuten am Tisch. Nach dem letzten Gebet als Abschluss des offiziellen Teils löste sich die Trauergemeinschaft auf und auch wir setzten unsere Reise nach Übermittlung unseres Beileids an die Familie fort.

 

Die Grenze nach Turkmenistan

Auf der letzten Teilstrecke der Fahrt nach Bajgiran fiel uns auf, dass die kleine Grenzstadt evtl. nicht 24/7 geöffnet haben könnte. Das mobile Internet bestätigte dies und lies zudem noch Schlimmeres erahnen – muslimisches Wochenende. Besorgt über eine evtl. zweitägige Zwangspause fuhren wir die letzten 100 km durch malerische Berge auf immer noch recht guten Straßen.

Dabei überholten wir einen Skoda mit chinesischem Kennzeichen am Straßenrand, der uns kurze Zeit später wieder ein- und überholte. An der (geschlossenen) Grenze erreichten wir ihn wieder und es stellte sich heraus, dass die chinesische Familie mit zwei Kindern seit Oktober 2018 durch Europa fährt. Knapp über 54.000 km haben sie zurückgelegt und waren nur für einen Feiertag zurück nach China geflogen. Ihren Caravan, den sie anfänglich dabeihatten, mussten sie in Weißrussland zurücklassen, da in der Zeit ihrer Abwesenheit (ca. drei Monate) das Chassis vergammelt war.

Da die Grenze um 8 Uhr des Folgetages öffnen sollte, entschieden wir uns für eine Pension (Guest House) in Stadtrandnähe.

 

Das House on Haunted Hill (link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Haunted_Hill), wie ich es nannte, ist ein seit Jahren verlassenes Hotel mit weißem Marmor, großzügiger Eingangshalle, Balkonen, ehem. Klimaanlage und ca. 20 Zimmern.

Nur leider wurde seit Jahren nichts mehr darin gemacht, sodass es einfach nur ein großes, verlassenes Gebäude ist. Mit Betten, und einem Hotelier, und manchmal fließendem Wasser, und ab und zu Strom, und gegen Bezahlung.

 

Bajgrian (link: Bājgirān https://maps.app.goo.gl/Fa9LcWQTir1FYGie9) war scheinbar einst wichtiger Umschlagplatz zwischen Turkmenistan und dem Iran. Nachdem die turkmenische Regierung den Handelsverkehr auf Mashad und die Grenze am Kaspischen Meer umlegte, ist die Stadt quasi tot. (Quelle: Grenzbeamter, den wir gestern Abend trafen) Eine Geisterstadt im Nichts.

Apropos Nichts; zwischen der Grenze und dem Zoll liegen ca. 25 km Niemandsland, welche für Fußgänger mit Kleinbussen betrieben werden.

(Quelle (Englisch): https://www.lonelyplanet.com/iran/bajgiran/practical-information/transport/getting-there-and-away/6aa64966-8907-4fdc-bb6e-a6a0fa454ca4/a/nar/6aa64966-8907-4fdc-bb6e-a6a0fa454ca4/1298489)

 

Wir brechen jetzt auf. Es bleibt spannend und vermutlich auch internetfrei…

 

Turkmenistan in einer Nussschale

 

Hier ein Link mit einer recht treffenden Zusammenfassung der aktuellen Lage in Turkmenistan:

 

Hier in etwas kürzer:

 

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