Ashgabat – „The Marble City“

Wow… da war sie nun. Ashgabat. Eine Stadt mit über 800.000 Einwohnern komplett in Weiß. Vielerorts aus Marmor. Alles glänzt oder ist … weiß. (Fast leere) fünfspurige Prunkstraßen führen vorbei an riesigen Sovietbauten mit Säulen und gold-verspiegelten Glasfronten.
Wir fuhren zu dem aus der Whatsapp-Gruppe empfohlenen Hotel – Hotel Archabil im gleichnamigen Stadtviertel.

In Turkmensitan ist der Import von dunklen Fahrzeugen per Dekret des „Präsidenten“ seit einigen Jahren verboten, sodass wir nicht nur wegen unseres dreckigen, schwarzen VW Polos auffielen, sondern einfach nur als Ausländer allgemein.

Das Hotel bot uns Sonderkonditionen iHv 120$ pro Nacht, anstatt 180$. Wir entschieden uns, einfach nur die Zimmer des 5-Sterne-Hotels anzuschauen. Der nette Rezeptionist verstand aber recht schnell, dass wir ein Transit-Visum hatten und zur Mongol Rally 2019 gehörten. Also wuchs der Rabatt auf in der Whatsapp-Gruppe angepriesene 80$/Nacht. Nach Besichtigung des Zimmers schlugen wir zu. Bei Pool, Sauna, Dampfbad, Hamam, Salzgrotte und inkludiertem Frühstück war das eine willkommene Abwechslung nach Zelten und Hostels.

Wir suchten im halbwegs vorhandenen Internet in Verbindung mit dem _Lonely Planet – Central Asia (2014)_ die besten Sehenswürdigkeiten raus und machten uns auf den Weg.
(Hinweis für folgende Mongol Rally Teilnehmer: Express VPN schafft es durch die nationale Firewall. WLAN/Internet ist aber fast nirgendwo zu finden!)

…was für uuunglaublich nette und neugierige Menschen…!
Ähnlich wie im Iran waren fast alle Menschen interessiert an uns. Leider begafften uns die meisten und nur die wenigsten trauten(?) sich zu winken. Wir drehten den Spieß um und winkten in Gesichter mit offenen Mündern, welche zugleich in freundliches Lächeln wechselten, nicht selten mit verhaltenem Winken.

Die Stadt ist… einzigartig. Eine Mischung aus Pjongjang und Las Vegas. Riesige Straßen, die oft leer sind. Nur weiße Autos vor weißen Gebäuden. Viel Polizei. Noch mehr Prunk und Protz.

Leider gibt es auch Schattenseiten beim Vergleich mit Nordkorea! So trafen wir nach unserem Ausflug am Hotel-Pool mehrere Locals, mit denen wir vereinzelt ins Gespräch kamen. Wir tranken Bier (1$/Halben Liter), sie tranken Wodka (ca. 3$/Halben Liter!).
Nachdem die Sonne sich hinter den umliegenden Bergen verkroch, entschieden wir gemeinsam noch ein wenig ins Nachtleben Ashgabats einzutauchen. Unsere Begleiter waren jedoch arg nervös, erzählen im gebrochenen Englisch etwas von Polizei und der Unterhaltung von lokaler Bevölkerung mit Ausländern.
Unantastbar, wie wir uns fühlten und zumeist fühlen, belächelten wir dies und überzeugten die Locals, durchs Hotel zu dem wartenden Taxis zu gehen.
Siehe da… die Fahrstuhltür öffnet sich, ein Herr mit weißem Hemd und schwarzer Stoffhose entsteigt und zählt sofort die Turkmenen an.
Beschwichtigungsversuche unsererseits blieben erfolglos und wir konnten die Kumpels nur deeskalierend ins Taxi in die City setzen. Nachfragen bei besagtem „StaSi“-Menschen blieben ungehört.
Wir gingen konstanierend aufs Zimmer, wo wir nach Entdeckung unseres Störkavierkaufs von vor einigen Stunden, zusammen mit der Flasche lokalen Vodkas neuen Mut schöpften und ebenfalls „Downtown“ wollten. Die Rezeption bestellte ein Taxi, was ca. 15 Min. dauern sollte, nach Verlassen der Lobby jedoch prompt dastand… Zugleich sammelten sich weitere Turkmenen in Hemd/Hose, bzw. leger um uns, mit der Frage, wo denn unsere neuen Kumpels hingefahren wären…
Wir gaben ein wirres, grobes Ziel an und fuhren dorthin. Den Rest der Strecke legten wir zu Fuß zurück. Gebracht hat das jedoch alles nichts. Auch in der Bar kamen recht schnell die Kollegen mit weißem Hemd und schwarzer Hose und beobachteten uns.
Wir entschieden uns zur Heimfahrt und trafen wiederholt auf den „CIA“-Mann vom Anfang, welcher uns bis zum Auschecken nicht aus den Augen ließ.

Fazit: Wer also einmal wissen will, wie es in Norskorea so groovt, bucht ein Transit-Visum in Turkmenistan, auch bekannt als das Land mit der geringsten Pressefreiheit global – ja, sogar hinter Nordkorea…! 🙁

Pic Ashgabat

-Tobi

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